Die Armbanduhr – heute eher ein modisches Accessoire, ein Statussymbol als ein praktischer Zeitmesser. Die Vielfältigkeit, der Arten, Formen und Farben ist riesig und unterliegt stark den aktuellen Modetrends. Vorbei also die Zeit, als sie schlicht und einfach die Zeit anzeigen sollte. Ein riesen Hype, der für uns Grund genug ist, um die Uhr um einige Jahrhunderte zurück zudrehen und zuschauen, wie es überhaupt zur Entwicklung der Armbanduhr kam.
Das Gefühl für die Zeit
Schließlich war kaum eine Errungenschaft für die Entwicklung der westlichen Gesellschaft so wichtig, wie die der Uhr. Denn mit ihrer Erfindung wurde es möglich, die Zeit genau zu messen und so Termine zu vereinbaren und ein Bewusstsein für Pünktlichkeit zu entwickeln. Das städtische Leben und die Industrie konnten schließlich nur durch ihre Einführung entstehen. Stelle man sich mal eine funktionierende Wirtschaft ohne eine allgemein geltende Uhrzeit vor. Nicht nur schwer vorstellbar, sondern unmöglich! Die Uhr ist ein Sinnbild der modernen Zeit.
Um das Jahr 1000 rum setzte sich der Wunsch nach einem Instrument zum Organisieren des sozialen Lebens durch und ab 1200 fand man die ersten Turmuhren, die an den Kathedralen großer Städte zu bestaunen waren. Sie waren Mittelpunkt und Ausgangspunkt des städtischen Lebens.
Miniaturisierung der Uhr
Doch schon bald wurde auch der Wunsch nach Uhren für den privaten Gebrauch größer. Also standen die Uhrmacher vor der Herausforderung der Miniaturisierung der einzelnen Teile und der Verwendung einer Feder statt Gewichten. So kamen im 15. Jahrhundert mit der sozialen und wirtschaftlichen Veränderung in Europa auch die tragbaren Uhren für den privaten Gebrauch ins Kommen. Zunächst eroberten sie nur die Wohnungen. Aber schon bald gab es noch kleinere tragbare Modelle, die Offiziersuhren oder Reiseuhren, die für den Transport auf Reisen gedacht waren.
Taschenuhren auf dem Vormarsch
Später wurden sie dann schon am Körper getragen. Wertvolle Halsuhren für die Damen und Taschenuhren für die Herren waren besonders bei dem Adel sehr beliebt. Im 19. Jahrhundert feierte die Taschenuhr dann endgültig ihren Durchbruch und bereitete so auch den Weg für die Armbanduhr. Die Notwendigkeit der transportablen Uhr wurde in der Moderne immer stärker und es gab nun auch Manufakturen, die in der Lage waren große Mengen zu unterschiedlichen Preisen zu produzieren. Die Produktionsstätten der Taschenuhren befanden sich vor allem in den USA und in der Schweiz, die noch heute für qualitativ hochwertige und fortschrittliche Uhren steht. Es ist sicher kein Zufall, dass die Taschenuhren zunächst häufig einfach am linken Handgelenk getragen wurden. Aus ihr entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts so die Armbanduhr.
Mythen und unnützes Wissen
Es gibt viele unterschiedliche Theorien zu ihrer Erfindung. So soll die Erfolgsgeschichte beispielsweise auf ein unbekanntes Kindermädchen zurückgehen, das seine Halsuhr einfach mit einem Band am Handgelenk befestigte, weil dies praktischer war. Eine andere Theorie ist, dass Offiziere Uhrmacher wie Omega oder Eberhardt mit der Entwicklung einer Armbanduhr beauftragten, da es der moderne Krieg nicht erlaubte in der Tasche umständlich nach der Uhr zu suchen. Auch gibt es die Geschichte, dass Cartier von einem befreundeten Piloten mit der Herstellung einer bequemen Uhr beauftragt wurde. Welche Geschichte auch immer stimmt, klar wird, dass vor allem die Funktionalität bei der Entwicklung im Vordergrund stand.
Endlich war sie da!
Nun reichte es für die Uhrmacher aber nicht aus, einfach die Krone von 12 Uhr auf 3 Uhr zu verschieben und die Metallstege für das Armband hinzuzufügen. Immer neue technische und stilistische Innovationen waren gefragt. Von Cartier gab es um 1920 die ersten eckigen Armbanduhren, die Modelle Santos und Tank, die Vorreiter für das Spiel mit dem Design bzw. der Form. Rolex brachte mit der Oyster 1926 das erste wasserdichte Modell auf den Markt. Ab 1970 wurde der Armbanduhren Markt mit elektrischen Uhren bzw. Quarzuhren überschwemmt. Viele Quarzuhren stammten nun aus Japan und erst mit der Schweizer Marke Swatch konnte sich die Schweiz wieder auf dem Uhrenmarkt etablieren. Heute gibt es eine Vielzahl von Antriebsmöglichkeiten und technischen Raffinessen, die früher kaum vorstellbar waren. Die Astron von Seiko zum Beispiel ist die erste GPS Weltzeitarmbanduhr, die solar betrieben ist.
Doch neben der Funktionalität rückt heute auch immer mehr das Design in den Vordergrund. Denn wie schon zu Beginn festgestellt, ist eine Armbanduhr schon lange nicht mehr nur ein Zeitmesser, sondern auch ein Schmuckstück. Um nur die Zeit zu erfahren, könnte man doch schließlich auch einfach aufs Handy gucken, oder nicht?