Blindenuhren

Es gibt große und kleine, schlichte und bunte, runde und eckige Uhren, aber nicht alle können diese Uhren gleich wertschätzen. Wie lesen Blinde und Sehbehinderte die Zeit?

Ein Beispiel, das wahrscheinlich alle von uns kennen, und was als erstes in den Kopf kommt, sind sprechende Uhren. Diese Uhren sagen auf Knopfdruck die Zeit an und sind besonders nachts praktisch: Sie müssen nicht mal die Augen öffnen, um sich die Zeit ansagen zu lassen. So wie es sprechende Uhren gibt, gibt es selbstverständlich auch andere sprechende Alltagsgegenstände, so wie z.B. Waagen oder Farberkennungsgeräte. Allerdings sind die sprechenden Uhren eine relativ neue Erfindung und erst in den letzten Jahren in Gebrauch gekommen.

Früher gab es andere Möglichkeiten für Blinde, die Zeit abzulesen. Der Uhrmacher Abraham-Louis Bréguet war der Erste, der eine Uhr herstellte, die auch von Blinden hätte benutzt werden können, im 18. Jahrhundert für die meisten jedoch nicht bezahlbar war: die taktile Uhr. Taktil bedeutet so viel wie tasten bzw. etwas mit dem Tastsinn erfühlen. Zu Bréguets Zeiten war die taktile Uhr daher nur für die wohlhabendsten seiner Kunden erschwinglich, doch war sie auch für sie besonders attraktiv. In der vornehmen Gesellschaft wurde es als höchst unhöflich angesehen, in Gesellschaft anderer die Zeit abzulesen, und die taktile Uhr ermöglichte es ihren Besitzern, die Uhrzeit in der Tasche zu ertasten.

Wie genau sieht eine taktile Uhr aus? Die taktilen Uhren haben meist einen Metalldeckel zum Aufklappen oder Aufdrehen. Darunter befindet sich ein Ziffernblatt mit hervorgehobenen Puntken, an denen die Zeit ertastet werden kann. Da die taktilen Uhren keine Verglasung haben, kann auch die Stellung der Zeiger erfühlt werden; ein Sekunderzeiger fehlt jedoch meist, da dieser beim Ablesen der Zeit nur störend ist. Die taktile Uhr ist selbstverständlich robuster als normale Uhren, da die Zeiger sonst zu schnell kaputt gehen würden. Früher waren taktile Uhren meist Taschenuhren, heute gibt es sie auch als Armbanduhren.